Nachhaltiger Schmuck - Dagmar Kraemer im Interview
Mit recycelten Materialien, zertifizierter Produktion und einem Reparaturservice gegen die Wegwerfmentalität. Die fejn jewelry Gründerin klärt auf.
Der Schmuck von fejn jewelry ist nachhaltig und unter fairen und umweltverträglichen Bedingungen hergestellt. So weit so generisch! Was bedeutet das eigentlich in einer Zeit, in der sich viele Brands den Nachhaltigkeitsstempel aufdrücken? Was steckt genau dahinter? Gründerin und Geschäftsführerin Dagmar verrät im Interview, was ihr bei fejn jewelry wichtig ist und klärt auf, woran man faire Labels überhaupt erkennt. Und los!
Liebe Dagmar, Nachhaltigkeit ist doch irgendwie ein Modewort. Was steckt wirklich dahinter, wenn es um nachhaltigen Schmuck geht?
Ja, auf einmal ist alles nachhaltig. Selbst bei Billigschmuck-Ketten sehe ich immer mehr „fair“ und „sustainable“ Aufkleber. Da frage ich mich manchmal, wie das überhaupt klappen soll. Aber das ist ein anderes Thema (lacht). Für uns bei fejn fängt Nachhaltigkeit bei der Ressourcen-Beschaffung an. Da setzen wir auf recycelte Edelmetalle – es gibt nämlich genug Gold, Silber und Co. auf der Welt. Da muss niemand unter widrigen Bedingungen in einer Miene oder sonst wo meinen Rohstoff abbauen. Außerdem nutzen wir Edelsteine aus dem Labor. Die sind, entgegen der Annahme einiger Menschen, genauso hochwertig und dazu noch cruelty free. Wer sich schon mal über Blutdiamanten informiert hat, weiß, dass der Abbau oft extrem menschenunwürdig ist.
»Wir erfüllen mehr als irgendwelche Mindestanforderungen – das ist mir als Unternehmerin wichtig«
Schmucklabel Gründerin Dagmar Krämer im Interview über fairen Schmuck mit guter Öko-Bilanz
Okay und dann wird mit den nachhaltigen Materialien produziert. Kann man hier auch nachhaltig sein?
Und ob! Bei uns ist übrigens die ganze Wertschöpfungskette auf eine gute Sozial- und Umweltbilanz ausgelegt und somit nachhaltig und fair. Wir designen in Köln und produzieren dann mit ausgewählten Partnern in Thailand und ausgewählte Stücke selber in Deutschland. Wir arbeiten nur mit Partner, die eine ethische, sozial- und umweltverträgliche sowie menschenrechtskonforme Unternehmenspolitik fahren. Das ist mir auch persönlich wichtig. Es macht großen Spass, gemeinsam mit meinen Partnern in Thailand – wo die Gold- und Silberschmiedekunst übrigens eine lange, kulturelle Tradition hat – den Nachhaltigkeitsgedanken voranzutreiben. Wir suchen zum Beispiel gemeinsam nach Quellen für recycelte oder kompostierbare Materialen, oder neue Ideen wie man die Produktion umweltfreundlicher gestalten kann. Wir in Deutschland sind hier schon viel weiter, aber der Planet kann nur gerettet werden, wenn die ganze Welt umdenkt. Leider steckt in den Köpfen vieler Menschen noch der Gedanke, dass eine Produktion im Ausland nicht nachhaltig sein kann. Das sehe ich und andere große Fair Fashion Label ganz anders: Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit haben keine regionalen Grenzen, im Gegenteil! Die Transportwege gestalten wir übrigens auch alle klimafreundlich, sowohl von der Produktion als auch zu unseren Kunden.
Und wie geht es dann in Deutschland weiter?
Natürlich mit dem gleichen Anspruch. Wir wollen gleichzeitig aber auch niemandem etwas vorschreiben. Das will ich auch nochmal sagen. Deswegen bieten wie etwa unseren Zero-Waste-Versand an. Unsere Kundinnen können angeben, ob auf die Einzelverpackung bei einer Bestellung mit mehreren Schmuckstücken verzichtet werden soll… oder eben nicht. Zusätzlich spenden wir als Unternehmen auch für jede eingehende Bestellung. Pro Bestellung geht ein Euro an Plant my tree. Die Organisation setzt sich für den Klimaschutz ein.
Alle Schmuckstücke werden außerdem klimafreundlich versendet. Wird der Schmuck verschenkt, kann eine wiederverwendbare Geschenkverpackung dazu gekauft werden. Diese sogenannten Furoshikis stammen aus einer wahnsinnig tollen Fairtrade Produktion in Indien.
Wie sieht es denn mit Plastik aus? Könnt ihr darauf verzichten?
Nicht ganz. Aber wenn, dann nutzen wir kompostierbares Plastik. Unsere Schmuckverpackungen sind allerdings schon plastikfrei. Die bestehen aus FSC-zertifiziertem Papier und Eco Cotton. Allgemein versuchen wir aber kein Plastik zu nutzen und das klappt in vielen Bereichen auch super!
Wie zeigt sich dein Umweltbewusstsein eigentlich im Umgang mit Kundinnen – und: Sehen die das Thema ähnlich, bzw. haben eine ähnliche Einstellung?
Die meisten Kundinnen haben ein ähnliches Bewusstsein, ja. Viele entscheiden sich genau deswegen für Schmuck von fejn. Das macht mich immer besonders happy! Ich versuche auch hier und da ein bisschen Wissen mit auf den Weg zu geben. Außerdem weisen wir online und auch persönlich im Store auf unseren Reparaturservice hin. Geht mal was kaputt, kümmern wir uns drum.
Denn ich mag diese Wegwerf-Mentalität vieler Menschen gar nicht. Selbst wenn etwas wirklich mal kaputt ist, schmelzen wir den Rohstoff eben wieder ein und ein neuer Kreislauf beginnt. Das liebe ich an meinen Materialien und viele Kundinnen sehen das eben auch so.
Warum wird der Begriff Nachhaltigkeit eigentlich so inflationär benutzt? Gibt es da für Verbraucher eigentlich ein Label oder Siegel für die Schmuckbranche?
Nö, leider nicht. Das ist auch Teil des Problems. „Nachhaltig“ kann sich im Prinzip jede Marke auf die Fahne schreiben. Ich empfehle daher immer den Blick auf die Website eines Herstellers. Hier sind meistens klare Antworten zur Herstellung, Beschaffung und anderen Themen. Und dann kann man entscheiden, ob das für einen selbst ausreicht.
Wir bei fejn erfüllen mehr als irgendwelche Mindestanforderungen. Das ist mir als Unternehmerin wichtig. Bei uns ist sogar die Einrichtung des Stores nachhaltig dank Vintage-Möbeln – und Ökostrom beziehen wir auch. So etwas müssen meine Kundinnen natürlich auch erstmal erfahren. Zum Beispiel durch dieses Interview (lacht).
Vielen Dank für das Interview! Da können wir eine Menge mitnehmen!
Sehr gerne!